Ohne geht’s nicht – Berufe, in denen man Mathe braucht

Auf Kriegsfuß mit Mathe? Das muss nicht so bleiben. Der Umgang mit Zahlen ist ein Thema, das lebenslang aktuell ist, weil es auch das Geld betrifft. Und mit Geld hat man schon privat ein Leben lang zu tun, egal ob man welches hat oder nicht. Außerdem gibt es kaum einen Beruf, in dem nicht zumindest die Grundrechenarten gefragt sind. Der Koch muss seine Rezeptzutaten auf Personenzahlen anpassen, der Landschaftsgärtner ausrechen, wie viele Heckenpflanzen er benötigt und der Maler errechnet den Bedarf an Tapetenrollen oder Eimern Farbe. Im kaufmännischen Bereich ist Mathe dann noch viel wichtiger. Der Industriefachwirt muss kalkulieren, vergleichen und berechnen und das mit Geld, Fristen und Materialien. Mathe muss kein Freund werden, aber das Feindbild sollte abgebaut werden. 

Mathe spielerisch lernen

Ein Grundinteresse an Zahlen entwickeln schon sehr kleine Kinder. Sie wissen auch recht schnell, dass ein Bonbon weniger ist als zwei Bonbons und dass es schwierig ist, drei Bonbons mit einem Geschwisterkind zu teilen. Spielzeuge und Bücher fördern das Zahlenverständnis. Bausteine in Zahlenform oder der gute alte Abakus mit den Kugeln sind in fast jedem Kinderzimmer zu finden. 

Schüler lernen besser mit Aufgabenstellungen, die spielerisch wirken. Rechenrätsel sind daher sehr beliebt. Seit Urzeiten wird in Klassenzimmern das Bankrutschen in jedem Fach gespielt. Im Sprachunterricht werden Vokabeln abgefragt, in Mathe wird Kopfrechnen geübt. Wer das richtige Ergebnis zuerst ruft, rutscht eine Bankreihe vor und wer zuerst wieder an seinem Platz ankommt ist Sieger. So wird die Motivation gesteigert, der Kenntnisstand abgefragt und Lehrer erkennen auch die Schüler, die sich nur unwesentlich von ihrem Sitzplatz wegbewegen. 

Für Mathe ist es wichtig, dass ein Kind Zahlen- und Mengenverständnis entwickelt und die logischen Zusammenhänge verinnerlicht. Können in Bio oder Chemie noch Noten mit auswendig gelernten Fakten ausgebessert werden, so muss in Mathe ein Grundverständnis da sein, sonst bleibt dieses Fach, ein lebenslanges Problem. 

Mathe im Alltag

Täglich müssen Kinder und Erwachsene unzählige Male kleine Berechnungen aufstellen, die mit Schule oder Beruf gar nichts zu tun haben. Der Bus fährt um 15 Uhr, ich brauche zehn Minuten um zur Haltestelle zu laufen, wann muss ich spätestens losgehen? Ich möchte für drei Tage einkaufen. Jedes Familienmitglied isst morgens einen Joghurt, wie sind vier Personen, wie viele Becher Joghurt muss ich kaufen, wenn noch drei da sind?

Feste auszurichten sind die reinsten Rechenspiele. Wie viele Gäste kommen, was wird gebraucht? Und das leidige Thema Geld begegnet einem auch immerzu. Wobei das Thema gar nicht so leidig ist, denn die Erfahrung zeigt, dass Kinder bei Berechnungen bessere Ergebnisse erzielen, wenn sie sich vorstellen, dass es um ihr Taschengeld geht. 

Trotzdem bringen manchmal alle Tricks und Spielereien nichts und Zahlen sind und bleiben beängstigende Monster für Kinder. 

Dyskalkulie ausschließen

Tatsächlich gibt es ein Gegenstück zur Lese-Rechtschreib-Schwäche auch mit Zahlen. Es heißt Dyskalkulie und bedarf einer besonderen Förderung der Betroffenen Kinder und Jugendlichen. 

Doch vor der Förderung muss Dyskalkulie überhaupt festgestellt werden. Sie zeigt sich in Problemen die bereits bei kleinen Zahlen auftritt. Betroffene können gehörte Zahlen nicht aufschreiben, weil ihnen das Schriftbild nicht einfällt. Unterschiede zwischen mehr oder weniger erkennen sie nicht. Das ist alles überhaupt keine Frage der Intelligenz, denn in anderen Fächern bringen Betroffene durchaus sehr gute Noten. 

Für die Tests gibt es spezielle Anlaufstellen und Diagnoseverfahren und Therapie von Dyskalkulie werden von Jugendämtern finanziert. Es gibt viele Hilfen für Eltern, wichtig ist es vor allem, dem Kind nicht Lernfaulheit oder gar Dummheit zu unterstellen, sondern den Ernst der Lage richtig einzuschätzen und aktiv zu werden. Denn im Gegensatz zur LRS ist Dyskalkulie vor allem bei Eltern nicht so bekannt. Hier sind auch Lehrende gefragt, Eltern zu informieren und ggf. bei der Suche nach Kontaktstellen zu helfen. 

Wenn ich mal groß bin …

Zurück zum Thema – Berufe mit Mathe. Ein paar wurden eingangs schon genannt. Im Grunde gibt es wirklich keinen Beruf, der nicht wenigstens ein klitzekleines bisschen mit Mathe zu tun hat. Aber die, wo es wirklich um Zahlen und Berechnungen geht, sind in folgenden Branchen zu finden:

  • Bauwesen
  • Banken
  • Handel
  • Verkehr
  • Industrie
  • Forschung

Die meisten Berechnungen drehen sich um Geld, Zeit (Lieferfristen, Arbeitszeiten, Haltbarkeitsdauern), Mengen (Material, Rohstoffe, Zutaten, Waren) und Personenzahlen (Dienstpläne, Plätze in Fahrzeugen, Personalbedarf). Statistik ist natürlich auch immer ein Thema, egal in welchem Berufszweig. 

Es gibt total spannende Aufgaben im Berufsalltag. Ein Verkehrsbetrieb muss beispielsweise genau berechnen wie der Fahrplan einer Straßenbahn aufgestellt ist und dabei Ampelschaltungen und kreuzende Fahrzeuge an Schienenknoten berücksichtigen. Oder Mitarbeiter in der Stadtverwaltung, die dafür zuständig sind, dass Ampeln zu festgelegten Zeiten rot oder grün werden. Die Fähigkeit logisch zu denken und gut zu rechnen entscheidet in dem Fall über verstopfte Innenstädte und Luftverpestung. 

Kaufmännische Berufe und Fachwirte

Im kaufmännischen Bereich hat jeder Sektor seine Fachkaufleute, die auf die speziellen Anforderungen im Arbeitsalltag vorbereitet sind. Auf diese Berufe aufbauend gibt es meist auch die entsprechenden Fachwirte. In diesem Berufsfeld muss wirklich viel gerechnet werden und Zahlen bestimmen den Arbeitsalltag. 

  • Industriekaufmann/-fachwirt
  • Einzelhandelskaufmann/Handelsfachwirt
  • Immobilienkaufmann/ -fachwirt
  • Bankkaufmann/ Finanzfachwirt
  • usw. 

Handwerk

Fast jeder Handwerker muss zumindest kleine Berechnungen anstellen. Meist dreht es sich um Rechnungen mit Maßeinheiten, Mengen und auch um Geld. Denn auch Handwerker müssen unternehmerisch denken und die betriebswirtschaftlichen Grundlagen kennen. 

  • Tischler/Schreiner/Zimmerleute berechnen wieviel Material sie brauchen, rechnen mit Längen und Flächen
  • Maurer/ Maler/ Bauarbeiter im Tiefbau berechnen Materialbedarf, aber auch Zeiten, wie lange etwas trocknen muss oder wie lange eine bestimmte Anzahl an Personen für eine Arbeit benötigt
  • Friseure berechnen beispielsweise anhand der Haarlänge der Kunden wieviel Haarfarbe sie anrühren müssen und multiplizieren die Zutaten entsprechend 
  • Installateure jeglicher Art berechnen Länge von Leitungen, Anzahl an Schaltern etc. 
  • Bodenleger berechnen Bodenflächen und Bedarf an Fliesen, Parkett oder Teppichböden

Dienstleistungen und Industrie

Zu den Dienstleistungen zählt ziemlich viel von der Gastronomie bis zu Paketdiensten. Entsprechend facettenreich sind die Berechnungen die hier angestellt werden. 

  • Köche kalkulieren den Bedarf an Zutaten für einen Tag, ein Fest etc., rechnen mit Haltbarkeitszeiten usw. 
  • Paketdienste berechnen Fahrzeiten, Preise anhand von Maßen oder Gewichten der Sendungen
  • Der Mechatroniker berechnet die Anzahl von Kleinteilen, die er irgendwo verbaut oder ersetzen muss

Forschung und Medizin

Die Forschung umfasst alle Naturwissenschaften und rechnet oft mit Kleinstmengen und Maßeinheiten die uns nicht so geläufig sind. 

  • Pharmazeuten berechnen die Wirkstoffmengen
  • Chemiker berechnen Zeiten für chemische Prozesse und Mengen für Ingredienzen 
  • Orthopädietechniker berechnen anhand der Körpermaße genauestens die Abmessungen der einzelnen Prothesenbestandteile